VfA ganz nah: 5 Fragen an Christiane Windgassen
Was muss gute Architektur leisten?
Gute Architektur sollte nicht nur „gut aussehen“ sondern auch funktionieren. Dies betrifft für mich sowohl das Zusammenspiel der Fassade zu den Innenräumen, die Garten- und Siedlungsgestaltung zu den Bedürfnissen des praktischen Zusammenlebens als auch die Nachhaltigkeit mit der bauphysikalischen Planung.
Wie sieht für Sie das „ideale“ Gebäude aus?
Es sollte flexibel und wandelbar sein. Nicht nur die Menschen, die es erbaut haben, verändern sich im Laufe der Zeit in Ihren Bedürfnissen. Auch
die Umwelt, die verschiedenen Generationen und die jeweiligen Ansprüche variieren. Zudem sollte ein Gebäude „Spaß“ machen, Besucher und Bewohner haben idealerweise Freude daran, sich dort aufzuhalten.
Was wünschen Sie sich für die gebaute Umwelt?
Eindeutig: Mehr Farbe, mehr Mut zu ungewöhnlichen Formen. Zudem wünsche ich mir mehr Naturverbundenheit. Mir ist natürlich klar, dass dies auch mit erhöhten Kosten verbunden ist. Hier ist es unsere Aufgabe, gute Kompromisse und Lösungen gemeinsam mit den Bauherren zu finden. Zusätzlich bin ich ein Fan der Bauerhaltung. Nichts ist für mich Umwelt schonender als der Erhalt noch guter Bausubstanz und nichts ist spannender als ein „ausgedientes“ Gebäude mit technischem Knowhow und guten gestalterischen Ideen wieder zu neuem Leben zu erwecken.
Zwei wichtige Eigenschaften, die Sie sich von einem Bauherren wünschen?
Vertrauen, gute Kommunikation, Offenheit für Neues und eine gute Streitkultur. Denn kein Bauvorhaben, egal wie klein es ist, funktioniert ohne Konflikte. Da sind beiderseitige Ehrlichkeit und Kompromissbereitschaft Grundvoraussetzung für eine gute und anspruchsvolle Zusammenarbeit, die richtig Spaß machen kann.
Mit welchen lebenden oder toten Architekten würden Sie gerne einmal diskutieren? Worüber?
Mit den Gründern und damaligen Dozenten des Weimarer Bauhauses. Hier sollte damals Kunst und Handwerk miteinander vereint und für jeden zugänglich gemacht werden. Zudem war es ja das Ziel, die Produkte in die industrielle Serienfertigung zu bringen, um den Alltag zu revolutionieren und eine neue, bessere Welt zu gestalten. Ist dies aus der Sicht der damaligen Lehrenden gelungen? Was würden sie im Nachhinein anders machen? Ich wäre gerne damals mit dabei gewesen…