Architektur für Europa: ACE-Generalversammlung mit deutlichen Impulsen aus Deutschland
Am 16. Mai fand die Frühjahrsgeneralversammlung des Architects‘ Council of Europe (ACE) in Luxemburg statt. Die deutsche Delegation wurde stellvertretend von Alexander Schwab (VfA) vertreten. Zur Delegation zählten außerdem Heiner Lippe (BDB), Axel Mutert (VfA), Kathrin Rapp und Frederic Tenberge. Dr. Sarah Versteyl (AKNW) nahm als Gast an der Versammlung teil.
Bewertung:
Da auf EU-Ebene verschiedene Konsultationsverfahren stattfanden, stimmten die Delegierten über Positionspapiere zur Evaluierung der Vergaberichtlinie, zur neuen Binnenmarktstrategie, zum Housing und dem Kulturkompass ab. Die Positionspapiere des ACE sind insgesamt als sehr positiv zu werten und eignen sich gut für die Interessensvertretung auf EU-Ebene – insbesondere, weil die BAK sich stark an den verschiedenen Inhalten beteiligte.
Die ACE Nachhaltigkeitsarbeitsgruppe (ESA) hat eine Empfehlung zur Umsetzung der EU- Gebäudeenergieeffizienzrichtlinie (EPBD) verabschiedet. Das Papier bietet vielen Mitgliedsorganisationen, die bislang weniger tief im Thema stecken, eine wertvolle Orientierung. Die BAK ist hier schon einen Schritt weiter:
Mit ihrer eigenen EPBD Task Force hat sie bereits konkrete nationale Maßnahmen und Empfehlungen daraus abgeleitet. Durch ihr Engagement in beiden Gremien fördern Heiner Lippe und Kathrin Rapp aktiv den inhaltlichen Austausch. Große Resonanz fand der Vortrag von Kathrin Rapp, Co-Vorsitzende der ACE-Arbeitsgruppe Vergaberecht, zum Vergleich nationaler Vergabeleitlinien. Mehrere Mitgliedsorganisationen hatten bereits eigene Empfehlungen entwickelt – sowohl zur Unterstützung ihrer Mitglieder als auch der öffentlichen Vergabestellen. Besonders hervorgehoben wurde dabei die umfassende und qualitativ hochwertige Orientierungshilfe, die die BAK gemeinsam mit einem Konsortium erarbeitet hat. Diese Analyse soll nun als Vorbild für weitere nationale Leitlinien dienen. Viel Anerkennung erhielt auch der Beitrag von Dr. Philip Steden, der zentrale Ergebnisse zur Entwicklung und Internationalisierung von Architekturbüros präsentierte. Wenn es um Internationalisierung geht, zeigt die Erfahrung, dass unabhängig von der Anzahl der Mitarbeiter Architekturbüros auf ausländischen Märkten erfolgreich sein können, dies jedoch ab einer bestimmten Größe einfacher ist.
Einen Tag vor der Generalversammlung setzte die ACE-Konferenz unter dem Titel „Architects + Engineers:
Partnership for Resilient Design“ ein starkes Zeichen für eine zukunftsfähige Auftragsvergabe im Bauwesen. Gemeinsam mit dem Order of Architects and Consulting Engineers in Luxembourg (OAI), der EFCA und der ECEC verabschiedete der Architects’ Council of Europe (ACE) die Luxemburg Declaration. Die Erklärung kann als Meilenstein in der europäischen Zusammenarbeit zwischen Architektinnen und Ingenieuren gesehen werden. Sie fordert unter anderem, dass die Vergabe intellektueller Dienstleistungen nicht länger allein nach dem günstigsten Preis erfolgen darf – Qualität, Nachhaltigkeit und Innovationskraft sollen ins Zentrum rücken. Zudem plädiert die Erklärung für ein eigenes Kapitel in der EU-Vergaberichtlinie, das der besonderen Natur von Planungsleistungen Rechnung trägt und dadurch die Beteiligung kleiner und mittlerer Büros erleichtert.

Hintergrund:
Auf EU-Ebene steht Ende 2026 die Novellierung der EU-Vergaberichtlinie an. Hierzu fand bereits jetzt eine öffentliche Konsultation der EU-Kommission statt, an welcher sich nicht nur die BAK, sondern auch der ACE mit Forderungen beteiligte. Damit wurden die deutschen Interessenspunkte wie Vergabe nach Qualität (statt nach Preis), ein eigenes Kapitel für Planungsdienstleistungen und besserer Zugang für Kleinstunternehmen durch unterschiedliche Instanzen eingebracht. Auf Seiten des EU-Parlaments wurden die Forderungen des Berufsstands ebenfalls platziert.
Weiteres Vorgehen – Nach Luxemburg ist vor Prag:
Die Impulse der Generalversammlung fließen nun direkt in die Fachgremien des ACE sowie in die Arbeit des EU- Verbindungsbüros der BAK in Brüssel ein. Dort werden die Positionen in weiteren Konsultationen eingebracht, in Stakeholder-Diskussionen im EU-Parlament vertreten und in gezielten Einzelgesprächen mit politischen02 Entscheidungsträgern weiterverfolgt. Die aktive Präsenz in diesen Prozessen stärkt die Stimme des Berufsstands auf europäischer Ebene. Ein weiterer wichtiger Meilenstein steht bereits fest: Bei der Herbstgeneralversammlung in Prag wählen die Delegierten fünf neue Vorstandsmitglieder sowie eine neue Präsidentin oder einen neuen Präsidenten des ACE.