Studentenwettbewerb 2018: Germany’s Next Top Supermarket
Der Lebensmitteleinzelhandel gehörte bislang nicht zu den Pionieren der Baukultur. Seine gesichtslosen, oft stadtfeindlichen Supermärkte – meist blickdichte Kisten mit Parkplatz – gelten nicht ganz zu Unrecht als bauliche Manifestation einer allein auf Zweckmäßigkeit und Rendite ausgerichteten Branche. Doch das Bewusstsein für architektonische Klasse und solche Faktoren wie Raum- und Aufenthaltsqualität oder Stadtverträglichkeit ist nicht nur bei der Kundschaft gewachsen. Auch der Handel selbst strebt zunehmend nach neuen architektonischen Lösungen für seine Märkte.
Diese Frage stand auch im Zentrum des jüngsten Studentenwettbewerbs der VfA. Wie sieht der Supermarkt einer digitalisierten, urbanen Zukunft aus? Welche Qualitäten muss ein Standort vorweisen, der die Ansprüche eines Wirtschaftszweigs unter hohem Konkurrenzdruck mit den ästhetischen Maßstäben einer hoch verdichteten städtischen Umwelt versöhnt?
Die Jury unter Vorsitz von Michael Schuster (JUNG) konnte auf ihrer Sitzung am 21. August 2018 in Berlin unter zehn Wettbewerbsbeiträgen auswählen. Sie vergab zwei 1. Preise, einen 3. Preis; ein Beitrag wurde zum Ankauf ausgewählt.
Preisträger
1. Preis: Southampton City Center
Entwurfsverfasser: Christian Bischoff (G. W. Leibniz-Universität Hannover)
Aus der Begründung der Jury:
Der Entwurf verwandelt einen Nicht-Ort in einen programmerfüllten Ort und leistet einen Beitrag zur Stadtreparatur. Über die Transformation der Großfläche entstehen Zwischenräume und Kleinteiligkeit; ungenutzte Rückseiten von Solitärbauten werden aufgewertet. Mit dem Supermarkt entwickelt sich zugleich ein zentraler Marktplatz.
2. Preis: NET Store
Entwurfsverfasser: Niklas Heese und Arthur Seibert (TU München)
Aus der Begründung der Jury:
Der Wettbewerbsbeitrag zeigt ausgehend von den Anforderungen der Waren- und Transportlogistik, welche baulichen Innovationen sich über die Digitalisierung ergeben. Menschen und Waren finden auf neuen Wegen zueinander, in denen auch dem Supermarkt zusätzliche Funktionen zukommen. Die Typologie des Gebäudes ergibt sich aus dem Ansatz der Hochregallager-Architektur. Doch während die technisch-logistischen Aspekte schon gut durchgearbeitet sind, steht die Aufenthaltsqualität noch etwas im Hintergrund. Insbesondere das Verhältnis von Technikeinsatz und Kundschaft bleibt genauer zu beleuchten.
3. Preis: E-Food-Hub
Entwurfsverfasser: Rupert Gruber (TU Wien)
Aus der Begründung der Jury:
Die Umnutzung von innerstädtischen Parkhäusern bietet auch Potenzial für den Handel. Welche Möglichkeiten sich beim Umbau solcher Strukturen eröffnen, zeigt der Entwurf auf atmosphärisch besonders überzeugende Weise. Als typologischer Hybrid spielt das Gebäude seine stadtbelebenden Talente aus und wird vom Parkhaus zum sozialen Treffpunkt.
Die Preisverleihung fand auf der diesjährigen Bundesdelegiertenversammlung der VfA am 26. Oktober 2018 in Görlitz statt.